Selbst Erleben - Krisenintervention in der Kinder- und Jugendhilfe

Baumhausprojekt

Projektziele

1. Mit Erlebnissen und Erfahrungen nachhaltige Verhaltensveränderungen im Alltag der teilnehmenden Kinder /Jugendlichen schaffen

2. Entwicklung der Persönlichkeit von Kindern/Jugendlichen stärken

3. Sensibilisierung der Kinder/Jugendlichen gegenüber dem Thema Demokratie

Projektbeschreibung

Mit dem Baumhausprojekt haben wir ein nachhaltiges Hilfeangebot für die stationäre Kinder und Jugendhilfe geschaffen. Das Projekt wird männlichen Kindern und Jugendlichen aus der stationären Kinder- und Jugendhilfe im Alter von 12-18 Jahren zugänglich gemacht.

Der zeitliche Rahmen für eine Durchführung des Baumhausprojektes ist in 4 Phasen aufgeteilt.

Phase1 – Bewerbungsphase:  In der Bewerbungsphase können sich die Kinder und Jugendlichen aus den verschiedenen Einrichtungen für das Baumhausprojekt bewerben. Wir Betreuer wählen für einen Durchführungszeitraum 4 Teilnehmer unter den Bewerbern aus. In der Bewerbung sollten sich folgende Angaben wiederfinden:

  • Name und Alter
  • Welche Einrichtung
  • Ansprechpartner in der Einrichtung
  • Grund der Bewerbung – „Warum sollten wir genau Dich auswählen?“
  • Welchen „Schatz“ bringst Du mit ins Projekt?
  • Welchen Wunsch hast Du an uns Betreuer?
  • Was ist Dein persönliches Ziel für den Zeitraum des Projektes?

Phase 2 – Vorbereitungsphase: In der Vorbereitungsphase gibt es 2 Onlinetreffen. Die Treffen dienen zum ersten Kennenlernen zwischen den Teilnehmern und uns Betreuern. Des Weiteren planen wir gemeinsam mit den Teilnehmern das Baumhaus. Die Betreuer des Projektes bereiten in den 7 Tagen vor der Bauphase die Materialien vor und richten den Platz ein.

Phase 3 – Bauphase: Die Bauphase läuft über ca. 14 Tage. In der Bauphase bauen wir gemeinsam mit den Teilnehmern nach vorangegangener Vorbereitungsphase das Baumhaus.

Phase 4 – Wohnphase: Die Wohnphase läuft über min. 14 Tage. In der Phase bewohnen wir gemeinsam mit den Teilnehmern das Baumhaus.

Abgebaut wird das Baumhaus im Nachhinein durch die Betreuer. Den Abbau führen wir bewusst ohne die Teilnehmer durch, da somit der Erfolg des fertigen Baumhauses bei den Teilnehmern nachhaltig in Erinnerung bleibt.

Von Phase 1 bis Phase 4 begleitet uns das Thema Demokratie. Es geht um Mitbestimmung, Gleichberechtigung und Respekt. Dies beleuchten wir im Rahmen des Mikrokosmos „Gruppe“. Wir sind der Auffassung, erst wenn ein Verständnis von Demokratie und Partizipation im Mikrokosmos vorhanden und gelebt wird, haben Kinder/Jugendliche gutes Handwerkszeug, um in der Demokratie des Makrokosmos zu bestehen um nicht auf „falsche“ Wege geleitet zu werden.

Nach unseren Standards wenden wir verschiedene Methoden aus der Erlebnispädagogik an, um den Kindern/Jugendlichen die „Funktionen“ der Demokratie zu veranschaulichen und erlebbar zu machen (Try and Error). Im Camp werden für verschiedene Aufgabenbereiche (Kochen, Abwasch, Feuerholz, etc.) Hauptverantwortliche gewählt. Wir kochen auf offenem Feuer und verbringen die gesamte Zeit in der Natur mit so wenig wie möglich Medienkonsum. Am Abend gibt es Feedbackrunden und Einzelgespräche, wo die Kinder/Jugendlichen Ihre Befindlichkeiten/Eindrücke/Sorgen und Gefühle zum Ausdruck bringen können. Im Bedarfsfall bieten wir auch Interventionsgespräche an.

In Phase 4 wenden wir klassische Methoden aus der Erlebnispädagogik an, bei denen es auf gute und verständliche Kommunikation ankommt. Ein weiterer Bestandteil sind Elemente aus dem Sozialkompetenztraining nach den Standards von „Stark auch ohne Muckis‘“ und auch spezielle Teamtasks, welche den Schwerpunkt Demokratie und Zivilcourage beinhalten. Zum Beispiel:

– „Was hat die Demokratie mit mir zu tun?!“  Das Teamtask lädt zur Auseinandersetzung mit zentralen Begriffen und Ideen des demokratischen Miteinanders ein. Es bringt die Teilnehmer*innen ins Gespräch über ihre eigenen Erfahrungen und Kenntnisse. So können sie gemeinsam Ideen für ein demokratisches Zusammenleben und ein besseres Verständnis von demokratischen Werten, Institutionen und Prozessen entwickeln und parallel kooperieren wir mit dem Verein „Augen auf e.V.“, welcher während des Camps einen Workshop zum Thema Demokratie anbieten wird.

– STOP-OK!

Es geht darum, gemeinsam mit einer Gruppe biografische Wendepunkte in Radikalisierungsverläufen zu erkennen (STOP!) und alternative Handlungsoptionen zu entwickeln (OK!). Das Teamtask hilft dabei, Gespräche über komplexe und sensible Themen zu moderieren. Im Zentrum des Teamtask steht der (inter-) aktive Austausch von Einschätzungen, Haltungen und Lösungsideen.

Die Teamtasks werden situationsorientiert in den Tagesablauf mit eingebaut.

Demokratie = Partizipation = Respekt = Akzeptanz

5 Prinzipien von Partizipation

Der Grundbaustein der Demokratie, eine gute Kommunikation, begleitet uns durch das gesamte Projekt und wird unter dem situationsorientierten Ansatz unter Beachtung unserer 5 Prinzipien von Partizipation umgesetzt.

  1. Partizipation bedeutet, dass Kinder/Jugendliche von Erwachsenen begleitet werden. Es genügt nicht, Kindern/Jugendlichen Entscheidungsspielräume einzuräumen und sie dann damit allein zu lassen. Die Entwicklung notwendiger Partizipationsfähigkeiten muss aktiv unterstützt werden. Oft fehlen Kindern/Jugendlichen der Zugang zu Informationen oder alternative Erfahrungen, die erst eine wirkliche Entscheidung ermöglichen. Darüber hinaus bedeutet Partizipation immer Aushandlungsprozesse, in die auch Erfahrungen und Interessen von Erwachsenen einfließen (können).

Umsetzung im Camp:

– Regeln mit den Kindern/Jugendlichen gemeinsam erarbeiten (Ruhezeiten, Essenzeiten, Freizeit etc.)

  1. Partizipation erfordert einen gleichberechtigten Umgang, keine Dominanz der Erwachsenen. Auf der inhaltlichen Ebene muss die Expertenschaft der Kinder/Jugendlichen für ihre Lebensräume, ihre Empfindungen, ihre Weltsicht uneingeschränkt anerkannt werden. Die Erwachsenen sollten ihnen mit Neugier und Interesse begegnen. Für den Prozess und für dessen Transparenz tragen allerdings ausschließlich die Erwachsenen die Verantwortung. Sie müssen die Kinder dabei unterstützen, eine Gesprächs- und Streitkultur zu entwickeln. Und sie müssen gewährleisten, dass eine „dialogische Haltung“ – vor allem auch von den beteiligten Erwachsenen selbst – eingehalten wird.

Umsetzung im Camp:

– Wahl eines Streitschlichters

– Moderation von Streitgesprächen

– Einzelgespräche

– Gruppengespräche

– Feedbackrunden

  1. Partizipation darf nicht folgenlos bleiben. Dies bedeutet eine hohe Verbindlichkeit der beteiligten Erwachsenen, die sich darüber Klarheit verschaffen müssen, welche Entscheidungsmöglichkeiten die Kinder/Jugendlichen tatsächlich haben (sollen), und die diese offen legen müssen. Selbstverständlich kann die Umsetzung einer gemeinsam getroffenen Entscheidung scheitern. Aber zum Zeitpunkt der Entscheidungsfindung sollte es eine realistische Chance zur Realisierung innerhalb eines für die Kinder/Jugendlichen überschaubaren Zeitraums geben. Klappt es dann nicht, sollten die Gründe dafür transparent werden.

Umsetzung im Camp:

– Kinder/Jugendliche erarbeiten sich bei verschiedenen Aufgaben (z.B. Dachbau aus Zeltplanen) ihren Lösungsweg selbst (Try and Error)

– Zusammenstellung Essenplan für Phase 3

  1. Partizipation ist zielgruppenorientiert. Kinder/Jugendliche sind nicht alle gleich. Die Erwachsenen sollten sich darüber klar sein, mit wem sie es jeweils zu tun haben. Kinder aus Elementar- oder Hortgruppen, Jungen oder Mädchen, Kinder unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Kinder mit und ohne Handicaps bringen unterschiedliche Wünsche und Bedürfnisse und unterschiedliche Fähigkeiten zur Beteiligung mit. Die Inhalte und die Methoden müssen darauf abgestimmt werden.

Umsetzung im Camp:

– situationsorientiertes Arbeiten

– unterschiedliche Herkunft/Nationalitäten der Kinder/Jugendlichen

  1. Partizipation ist lebensweltorientiert. Das betrifft in erster Linie die Inhalte, aber auch die Beteiligungsmethoden. Die Thematik müssen die Kinder/Jugendlichen etwas angehen. Dies kann durch unmittelbare Betroffenheit der Fall sein: bei der Frage, ob der tote Vogel, den ein Kind/Jugendlicher gefunden hat, beerdigt werden soll. Es kann aber auch um Themen gehen, die für Kinder zwar Bedeutung haben (werden), sie aber nur mittelbar betreffen, wie das bei vielen ökologischen Themen der Fall ist. Derart abstrakte Themen müssen dann methodisch an die Erfahrungen der Kinder angeknüpft werden.

Umsetzung im Camp:

– Eruieren, wo kommt unser Essen her (hier speziell die Lebensmittel für das Camp)

– Regional, Saisonal,…

– Lebensraum der heimischen Tiere, Spurensuche

 

 Zeitraum der Durchführung 2024

Phase 1: → Bewerbungszeitraum: 01.01. – 31.05.2024

Phase 2: → 2 online Vorbereitungstreffen (Termine werden noch vereinbart)

Phase 3: → Bauphase: 05.08. – 18.08.2024

Phase 4: → Wohnphase: ab 19.08.2024

  1. Trägerschaft und pädagogisches Personal

Die Trägerschaft des Projektes unterliegt der Institution „Selbst Erleben“. Das Unternehmen setzt sich aktiv für die Arbeit und  Förderung der Jugendhilfe ein. Verwirklicht wird dies insbesonders durch:

– Förderung von Kindern und Jugendlichen sowie deren Bildung und Erziehung insbesondere mittels Sozialkompetenztrainings, sozialer Trainingsmaßnahmen, Kommunikationstrainings, durch natur-, umwelt- und erlebnispädagogische Arbeit sowie durch Erholungs- und Freizeitmaßnahmen, die ein erzieherisch wertvolles Ziel verfolgen.

– Förderung junger Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen,

– jungen Menschen ermöglichen oder erleichtern, entsprechend ihrem Alter und ihrer individuellen Fähigkeiten in allen sie betreffenden Lebensbereichen selbstbestimmt zu interagieren und damit gleichberechtigt am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können,

– Eltern und andere Erziehungsberechtigte bei der Erziehung beraten und unterstützen,

– Kinder und Jugendliche vor Gefahren für ihr Wohl schützen,

– dazu beitragen, positive Lebensbedingungen für junge Menschen und ihre Familien sowie eine kinder- und familienfreundliche Umwelt zu erhalten oder zu schaffen.

– Förderung von Erwachsenen und im pädagogischen Bereich arbeitenden Multiplikatoren, durch Bildungsarbeit, Seminare und soziale Trainingsmaßnahmen

Selbst Erleben erhält bei diesem Projekt Unterstützung durch das Unternehmen „Miteinander Erleben“ und die Vereine „BewusstMenschSein e.V.“ und „AugenAuf e.V.“.

Das pädagogische Personal setzt sich aus mindestens 2 Betreuern zusammen, welche unterschiedliche Qualifikationen haben.

  • Erziehern*innen, Erlebnispädagogen*innen, zert. Selbstbehauptungs- und Resilienztrainer*innen und zert. Kinder-, Jugend und Fam. Coaches
 

Bewerbung per Mail an: kit-kjh@selbsterleben.com